Sonntag, 17. August 2014

etymologisches: von kauderwelsch, walnuss, wallach und der schweiz.

Sie hat nichts mit einem Wal zu tun, auch wenn sie sich so schreibt. Auch mit einem Wall verbindet sie, außer vielleicht der Aussprache, nichts. Aber warum heißt die Walnuss eigentlich Walnuss? 

 

Etymologie der Walnuss

Die Echte Walnuss stammt aus südlicheren Breitengraden. Schließlich ist sie frostempfindlich und ihre Heimat liegt ursprünglich wahrscheinlich in Anatolien oder gar noch ein wenig weiter südlich, von wo sie sich im Mittelmeerraum verbreitete und über die umtriebigen Römer zu uns kam. Etwa im 18. Jahrhundert landete sie im Gepäck der Spanier in Amerika – und kalifornische Walnüsse auf unserem Weihnachtstisch.

Seit dem 18. Jahrhundert ist die Bezeichnung Walnuss im Hochdeutschen angesiedelt, wobei der erste Wortteil, das Wal- ziemlich alte Wurzeln hat. Wal- kommt von welsch, das sich im Althochdeutschen als wal(a)ahisc (= romanisch), im Mittelhochdeutschen als walhisch oder welsch finden lässt. Das englische Welsh bedeutet walisisch und das niederländische Waals wallonisch. Alle meinen die Kelten, die unter dem lateinischen Namen Volcae liefen; entsprechend dazu finden sich die passenden Substantive: althochdeutsch walah und mittelhochdeutsch walch.

Die Kelten gingen unter, bzw. vermischten sich mit eindringenden Völkern, geblieben ist die Bezeichnung welsch. Welsch bedeutet ursprünglich also keltisch, später steht es für romanisch, französisch und/oder italienisch. Und weil die Nuss aus Italien kam, hieß sie bei uns bis ins 18. Jahrhundert Welschnuss oder welsche Nuß, aus dem wir – die Herkunft immer noch im Hinterkopf – die Walnuss machten.

 

Schweizer Exkurs

In der Deutschschweiz werden französische Schweizer welsch genannt, die Walnuss aber Baumnuss. Eine Welsche ist also eine Schweizerin mit Französisch als Muttersprache, die Walnuss kommt vom Baum, was nicht falsch ist, aber den Ursprung nicht mehr hergibt.

Welsch bedeutet aber mehr, so steht es – als veraltet und abwertend geltend – für fremdländisch, woher auch kauderwelsch stammt, was für unverständliche, radebrechende, verworrene, fremde Worte und Wörter steht. Und hier haben wir eine echte Erfindung der Schweiz, denn kauderwelsch bezieht sich auf Rätoromanisch, das wohl recht schwer verständlich erschien.

Im Rheintaler Gebiet von Chur wird ein hochalemannischer Dialekt gesprochen, das Churerdeutsch. Der Ortsname lautet in Tirol Kauer, das wahrscheinlich vom mittellateinischen Verb kaudern stammt, was wiederum kollern, plappern und hausieren bedeutet. Kauderwelsch, in unserem Wortschatz selten geworden, bezeichnet ursprünglich Churromanisch und ist seit dem 18. Jahrhundert belegt. 

 

Verwandtschaft auf vier Beinen

Das Wort Wallach kennen wir seit dem späten 15. Jahrhundert. Es meint ursprünglich ein aus der Walachei stammendes kastriertes Pferd. Der Name der Landschaft, Walachei, und auch der der Einwohner, der Walachen, sind zwar slawische Wörter, die allerdings germanische Lehnwörter von welsch sind und von den Walachen nicht benutzt werden. 

Der Herbst naht, die Ernte der Welschnuss ebenfalls – freuen wir uns darauf. Im Wissen um die Herkunft von Namen und Nuss. 

PS. Dieser Artikel ist das Ergebnis eines Frühstücksgesprächs zwischen dem weltbesten Mann und mir.