Freitag, 29. Januar 2010

sieben sachen.

Manche packen ihr Köfferchen, manche ihre sieben Sachen und ziehen los. Schon mal gefragt, warum das überhaupt so ist?

Ich könnte nun in Mysterien über die magische oder böse Sieben schwelgen. Muss ich aber nicht, denn die Lösung ist ganz einfach:

Damals, als die Gummistiefel noch aus Holz waren, genau gesagt im Mittelalter, frönten wir der Minne und definierten Werte vielleicht ein wenig anders als heute. Ein Mann huldigte der (Frau) Aventiure und um diese Bewährungsproben heil zu überstehen, rüstete er sich. So eine Rüstung bestand aus sieben Teilen: dem Helm, dem Kragen, dem Brustpanzer und jeweils zwei eisernen Teilen für Arme und Beine. Nur wenn er seine sieben Sachen packte, seine Rüstung komplett war, konnte er auf Reisen gehen.

wortfeilchen

PS. Sieben Sachen sieben Sachen: Die offizielle Schreibweise der Redewendung nach Duden lautet Siebensachen packen

Donnerstag, 28. Januar 2010

der konjugator oder wie man deutsche verben beugt.

Substantive, Adjektive, Pronomen und Numeralia werden dekliniert, Verben konjugiert. Manchmal ist beides nicht einfach und manchmal verliert man dabei auch den Überblick.

Hilfreich ist dann eine Entdeckung von Heike, der Konjugator, denn er beugt bequem so ziemlich jedes Verb. Auf der Seite Verbformen.de gibt man lediglich ein Verb ein und bekommt schwups alle möglichen Verbformen übersichtlich angezeigt.



Auch wenn ich das Verb verschnupfen noch nie benutzt habe, der Konjugator kennt es und teilt mir gleichzeitig mit, dass es sich hierbei um ein regelmäßiges, schwaches Verb handelt, das mit dem Hilfsverb haben gebeugt wird.



Etwas anders verhält es sich bei dem Verb misslingen, denn es ist ein (aussterbendes) starkes Verb, das ebenfalls mit dem Hilfsverb haben gebeugt wird und in seiner Konjugation einen Wechsel des Stammvokals durchlebt.

Schade finde ich, dass die Rechtschreibung von Verbformen der letzten Reform ein wenig hinterherhinkt, schließlich schreibt sich misslingen mit zwei ss statt mit ß.

wortfeilchen

Dienstag, 26. Januar 2010

Bettwäsche in Mitterhachsblau.

Verschiedene Gründe und ziemlich private Motivationen veranlassen mich zu einem Entschluss: Ich will mitternachtsblaue Bettwäsche.

Das ist aber nicht alles: Einfarbig soll sie sein und nicht mit merkwürdigen Mustern verziert bzw. bedruckt. Ein tiefes Blau, das mich zu einem wonnevollen Hach animiert, soll es sein. Ich mag keine chemischen Fasern, die irgendwo in der Welt unter undurchschaubaren, widrigen Bedingungen hergestellt und gefärbt werden. Baumwolle wäre toll.

Ich habe keine Lust stundenlang durch die Geschäfte der Stadt zu watscheln, ergo dachte ich, ist ja nicht viel, was Du da willst, machst Du schnell und unkompliziert online. Pustekuchen! Es gibt ganz viel Bettwäsche in diversen Online-Shops, aber einfarbig, mitterhachsblau und Baumwolle ist schwierig.

Es hat gedauert, aber ich wurde fündig:





So, meine Liebe, nun entscheide Dich. Wer soll es sein? Wer soll Dir traumhafte Nächte bescheren? Nummer 1, 2 oder 3? Helft Ihr mir?

wortfeilchen

PS. Ich könnte es natürlich auch ganz anders angehen, einfach weiße Bettwäsche kaufen und sie färben.

PPS. Ordnung muss sein, daher danke für die Idee mit dem Färben sowie den kreativen Spirit aus Mitternachtsblau Mitterhachsblau zu machen. 

meek.

Montag, 25. Januar 2010

kannstema uber dem deutsch seine entwicklung eine diskusion fuhren?

So lautet der Untertitel eines Artikels in der Welt vom 24.01.2010. Obendrüber wird der Zusammenhang klarer: Deutsche Umlaute ä, ö und ü sterben in Zukunft aus, heißt es nämlich dort. Das Ergebnis wäre ein solch verquerer Satz, der selbst im Ruhrgebiet ein wenig befremdlich anmutet und dennoch einen Fehler beinhaltet, schließlich beginnt er im Online-Artikel mit einem Großbuchstaben am Satzanfang.

Nein, das hat sich kein findiger Journalist ausgedacht und ist auch kein abstruses Experiment, es scheint, als haben Sprachforscher eine Vorhersage gewagt. Die Prognosen lassen meine Nackenhaare hochstehen, ist doch die Rede von konsequenter Kleinschreibung, neuen Wortendungen und dem Aussterben der Umlaute.

Ja, was denn noch?!

Der Genitiv existiert nur noch als vereinsamte Randerscheinung - der Kinder wegen - und auch die starken Verben dümpeln gelangweilt vor sich hin. Ich erinnere mich noch, als ich das erste Mal die Sonne scheinte vernahm - schön war das nicht.

Und halt die Umlaute. Von survival of the fittest ist da die Rede, denn nur was sich bewährt, bleibt erhalten. I, e und ü seien bei der Verständigung zu leicht zu verwechseln, daher könnte man da ruhig was streichen. Das erscheint mir halbwegs logisch, denn meine Erfahrung zeigte mir, dass man zum Beispiel im Norden Deutschlands gerne mal das ü verwendet, wo es nicht hingehört. Weiterhin seien die meisten Sprachen mit den Vokalen a, i und u völlig glücklich, daher geht man davon aus ä, ö und ü werden sich ebenfalls von selbst erledigen. Aha.

Ein weiterer Faktor ist die Durchmischung der Sprachen, die so genannte Kreolisierung, die in den USA gang und gäbe ist und so langsam auch das Einwanderungsland Deutschland erwischt. Schlecht sind solche Neuzugänge ja nicht unbedingt, immerhin schaffen es jährlich 800 Begriffe in den Duden und bereichern, mehr oder weniger, unsere Sprache. 2009 fielen zum Beispiel die Federbüchse und das Verb scharmieren raus, dafür kann das Hybridauto nun twittern. Ein gerechter Tausch? Ich finde nicht. Bedenklich auch, dass weiterhin Anglizismen zu uns strömen und noch schlimmer, es werden kaum noch deutsche Äquivalente gesucht oder ausprobiert.

Kanaksprach oder Kiezdeutsch und Jugendsprache zählen nicht wirklich, zumindest nehmen die Sprachforscher diese ebenso wenig ernst wie Sprachschöpfungen aus dem Internet oder Wortkreationen, die durch das SMSen entstehen.

Mein Trost ist die Tatsache, dass der Engländer an sich noch heute so spricht wie vor 300 Jahren - vielleicht hält sich die deutsche Sprache ebenso tapfer?!

wortfeilchen

Freitag, 22. Januar 2010

wo kommse wech?



Gestern sah das so aus: Die Schweiz schlägt Österreich und die USA, womit ich sehr einverstanden bin. Schön wäre es zu erfahren, wer regelmäßig aus Israel und Uruguay bei mir liest?

Weiterhin bestelle ich hiermit Leser aus Dänemark, Norwegen und Kanada, aber vielleicht verweilen die bereits in den unbekannten Territorien. Weiß mans? Steckse ja nich drin!

wortfeilchen

Donnerstag, 21. Januar 2010

Stöckchen: Zeigt Eure Führerscheinfotos!



Da ist es, mein Führerscheinfoto. Knapp 22 Jahre alt und ich muss gestehen, ich habe es immer noch nicht gelernt, auf Passfotos nicht einen Blick wie ein Reh kurz vorm Abschuss zu haben.

Wobei mein Führerscheinfoto natürlich eine Geschichte hat. Es wurde nämlich an einem Samstag aufgenommen. Nein, das ist noch nicht die Geschichte. Ich wohnte damals am Ende von Bochum, fast schon Dortmund, nämlich in Langendreer und der Freitagabend gehörte natürlich dem Partymachen in der City. Aber am Samstagmorgen um 8 Uhr fand der Erste-Hilfe-Kurs statt - ein Dilemma. Also habe ich mit einer Freundin durchgemacht, an den Intershop erinnere ich mich noch, denn der war Pflicht. Pünktlich um 8 erschienen wir, nahmen mehr oder weniger nüchtern und wach am erforderlichen Kurs teil, ließen uns die Haare vom Motorradhelm zerdrücken und steuerten danach den Fotografen an. Kein Wunder, das Ergebnis.

Eigentlich zieht auch das Thema Führerscheinprüfung eine Geschichte mit sich. Damals Ende der 80er machte man in Horden seinen Führerschein; heißt die gesamte Jahrgangsstufe und sämtliche Freundinnen stürmten die Fahrschulen in Bochum. Ich war ehrgeizig und schaffte es tatsächlich die theoretische Prüfung mit Null Fehlern hinzulegen, was mich nicht sonderlich beunruhigte, schließlich hatte ich gelernt. Schlimmer war da schon die praktische Prüfung, denn fast alle in meinem Umfeld hatten diese vor mir absolviert - und fielen durch.

Dann kam meine Praxixprüfung. Damals traf man sich in Bochum am Eistreff und wartete dort auf seine Prüfung. So auch ich. Pünktlich fand ich mich am betreffenden Tag furchtbar nervös und für meinen Geschmack viel zu früh am Eistreff ein und wartete. Und wartete. Und wartete weiter. Um 8 Uhr saß ich im dortigen Restaurant. Gelangweilt und schrecklich unruhig, weil ja alle anderen beim ersten Versuch durchgefallen waren. Um 10 Uhr kam mein Fahrlehrer, tröstete mich und bestellte mir ein Bier. Um 11 Uhr ebenso und dann noch einmal um 12 Uhr. Irgendwann nach 13 Uhr war ich dann endlich dran. Ich stieg ins bekannte Fahrschulauto und zwar hinten, neben den Prüfer, was nicht so gut war, denn noch heute wird mir sehr schnell übel, wenn ich im Auto hinten sitze. Die junge Frau, die vor mir dran war, fuhr auch nicht besonders und ich dachte, ich sterbe, außerdem drückte meine Blase vom vielen Bier. Dennoch lächelte ich verzweifelt den Fahrprüfer neben mir an und hoffte inbrünstig, er würde meine Fahne nicht riechen.

Das Drama nahm seinen Lauf, die Frau fiel durch. Gnadenlos. Und begleitet von einem strengen Blick des Prüfers. Kein gutes Omen! Dann kam ich an die Reihe. Ich nahm Platz, stellte mir mit zitternden Händen alles ein, was man so einstellen kann und fuhr los. Problemlos und sehr ruhig. Es lief und ich freute mich sehr. Dann sagte der Prüfer, ich solle zum Abschluss auf die Autobahn fahren. Schweißausbruch! Sogar mein Fahrlehrer auf dem Beifahrersitz neben mir zuckte ein wenig. Er kannte meinen defensiven Fahrstil nur allzu gut. Auch heute warte ich lieber eine Minute länger und lasse anderen, die es eilig haben, den Vorzug.

Also auf die Autobahn. Bereits auf dem Zubringer merkte ich, wie meine Fahrlehrer Gas gab - und zwar ordentlich, er schubste mich quasi und ich gehorchte und fuhr vorbildlich und angemessen schnell auf die Autobahn. Zurück am Eistreff parkte ich völlig fertig den Fahrschulwagen, stieg aus und hinten wieder ein, neben den Prüfer. Der hielt mir mit feierlicher Miene die Hand hin und gratulierte mir zum Erwerb meines Führerscheins. Und was mache ich? Richtig, hemmungslos und überwältigt von purer Freude falle ich ihm um den Hals und knutsche ihn rechts und links. Immerhin bekam ich den Führerschein dennoch ausgehändigt und er lächelte sogar.

Und weil das hier ein Stöckchen ist, möchte ich gerne die Führerscheinfotos von Klaus, Heike, Elke und natürlich Tina sehen.

wortfeilchen

Mittwoch, 20. Januar 2010

the world's shortest personality test.



You Are Calculating





You are elegant, withdrawn, and brilliant.

Your mind is a weapon, able to solve any puzzle.

You are also great at poking holes in arguments and common beliefs.


For you, comfort and calm are very important.

You tend to thrive on your own and shrug off most affection.

You prefer to protect your emotions and stay strong.



Montag, 18. Januar 2010

damals.

Damals war alles anders. Früher war es einfacher und leichter - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Wenn ich vor 15 oder 20 Jahren das Haus verließ und ausging, reichte es, wenn ich meinen Wohnungsschlüssel und mein Portemonnaie in die Jacke steckte. Vielleicht kam dazu noch eine Schachtel Zigaretten, ein Feuerzeug und ein Lippenpflegestift. Das war's. Ich war gerüstet- Für einen ausschweifenden Abend, eine lange Nacht.

Heute ist das anders. Da hat man ein dickes Portemonnaie voller Kredit- und Kundenkarten, dafür selten Bargeld. Der iPod oder ein sonstiger MP3-Player muss ebenso mit wie das iPhone bzw. ein internetfähiges Handy, schließlich muss man dauernd erreichbar und informiert sein. Dazu gesellen sich in meinem Fall noch der Autoschlüssel, der Garagenschlüssel, ein Kosmetiktäschen inklusive diverser Artikel für den eventuellen Notfall, Visitenkarten und natürlich ein Notizheft, falls mich eine Idee überkommt und unbedingt aufgeschrieben werden will. Manche schleppen noch regelmäßig ein Net- oder Notebook mit sich rum.

Bei Tina und ihren Habseligkeiten sieht es so aus:



Kein Wunder, dass wir alle so bepackt sind. Verpassen wir etwas, wenn wir etwas vergessen?

Manchmal wünsche ich das Damals zurück.

wortfeilchen

Freitag, 15. Januar 2010

Fundstück: textlog.de - ein Juwel

Es war keine Absicht. Zufällig lief sie mir über den Weg. Ich las einige Sätze. Und dann blieb ich dort hängen. Verlor mich in Worten. Verharrte in Gedanken.

Und bin dankbar, dass sich jemand, nämlich Peter Kietzmann, die Mühe gemacht hat, all diese wunderbaren Worte zu sammeln und online zu stellen.

Wovon ich spreche?
Von textlog.de. Eine Fundgrube aus philosophischem Gedankengut, aufmüpfigen Wahrheiten und wonnevollen Worten. Sie alle zu nennen, würde zu weit führen. Ich entdecke gerade Friedrich Nietzsche wieder für mich. Andere warten bereits: Rilke, Freud oder auch Hume oder Kierkegaard.

Die Beschreibung des Betreibers wird dem Inhalt nicht gerecht, umschreibt ihn aber: textlog.de ist eine Sammlung historischer Texte und Wörterbücher mit Schwerpunkt Philosophie, Kunst und Ästhetik. Die in dem Projekt enthaltenen Online-Ausgaben sind neu überarbeitet und editiert. Derzeit stehen über 41000 Seiten zur Lektüre und Recherche zur Verfügung. Die Sammlung wird ständig aktualisiert und erweitert.



wortfeilchen

Dienstag, 12. Januar 2010

Deutsche Rechtschreibung, Suchworte & Statistiken

Erfreulich, dass meine Webseite und mein Blog konstant gute Besucherzahlen aufweisen. Natürlich schaue ich mir die entsprechenden Statistiken an, schließlich bin ich neugierig.

Besonders spannend sind die Top-Suchworte, die mir zeigen, was Besucher bei Suchmaschinen eingeben, um hier ins Blog oder auf meine Internetpräsenz zu kommen. Während Keys wie Werbetext, Werbetexte, Werbetexter oder auch Webseitentexte, Wortfeiler und Lektorat die meisten Besucher zu wortfeiler.de bringen, sieht das beim Wortfeiler-Blog anders aus. Klar, diese Blog-Suchworte oder auch Keywords ändern sich stetig, wobei die Statistik mir netterweise immer die aktuellen zeigt. Nein, ich spreche nicht von merkwürdigen Konstruktionen, die schon einmal auftauchen und mich verwirren.

Als Beispiel hier die Top-Suchworte von gestern:



Was zeigen sie mir? Deutsche Rechtschreibung ist weiterhin für viele Menschen ein großes Rätsel, sie brauchen Hilfe. Allein sieben Mal werde ich zur Frage nach der korrekten Rechtschreibung von wie viel/Wieviel aufgesucht. Und ob sich so was zusammen oder getrennt schreibt, scheint eine verbreitete Frage zu sein. Negativieren kommt auch vor, dabei gibt es das Wort nicht einmal.

Woran liegt das? Ist die deutsche Rechtschreibung immer noch zu neu? Zu kompliziert? Wird sie unzureichend erläutert oder erkläre ich einfach viel besser, weil kurz, knackig und anschaulich? Wird zu wenig Wert auf korrektes Deutsch gelegt oder warum hält sich die Existenz der falschen Schreibweisen und nicht inexistenten Worte?

wortfeilchen

Freitag, 8. Januar 2010

Woanders is auch scheiße.

Die Tina und ich, wir teilen dies und das und manchmal auch jenes, aber heute haben wir den Vogel abgeschossen. Unabhängig voneinander schruben wir zum Thema Kulturhauptstadt Ruhr. Is ja ein Dingen! Wobei wir zumindest verschiedene Quellen gelesen haben.

Der von ihr zitierte Zeit-Artikel gefällt mir aber so gut und spricht mir richtig aus der Seele, dass ich dazu auch noch meinen Senf geben muss. Der Autor des erfrischenden Beitrags ist Frank Goosen, der vielleicht in Zukunft eine Art Nachbar von mir wird, weiß ich doch, wo er wohnt. Was nebenbei recht witzig wäre, habe ich doch damals, als die Gummistiefel noch aus Holz waren und Frank Goosen eine Lokalgröße, seine damalige Mietwohnung auf der Suche nach einem neuen Zuhause besichtigt. Seitdem mag ich Frank Goosen noch viel mehr, denn er ist nicht nur ein kluger, witziger Kopf, der wunderbare Bücher schreibt und dessen Auftritte mir viel Freude machen, nee, der steht auf StarTrek und hatte, jedenfalls damals, eine Sammlung, die mein Herz frohlocken ließ. Und wat is aus dem Mann für eine Berühmtheit geworden. Klasse und guter Geschmack hauen halt durch.

Und wie Frank Goosen das nun mal draufhat, beschreibt er mit wohlgewählten Worten uns, die Revierler, die Menschen im schönen Ruhrpott. Und ich finde mich wieder. Da erwähnt er den für Fremde manchmal befremdlichen Umgang mit der deutschen Sprache, der auch schon den ein oder anderen Kunden von mir belustigte, wenn ich dann einfach mal sage: Das ist aber scheiße, Schätzken. Sei´s drum, hier nimmt mir das keiner krumm, wenn ich ihn mit Pissnelke anspreche und das ist genau das, was den Pott ausmacht: Wir sind direkt, offen und ehrlich. Da braucht man keine Schleifchen, da weisse wo Du dran bis.

Und das Büdchen. Anne Bude krisse allet, inklusive Zuwendung und Fürsorge. Anne Bude hat man immer Zeit für Dich und eine ist sowieso immer umme Ecke. Wo ich in Hamburg anne Tanke musste und die Welt mir seltsam fremd erschien, kann ich im Ruhrgebiet sicher sein, irgendeine Bude ist in der Nähe und versorgt mich.

Und das Essen. Natürlich aß man bei Omma und Oppa und da gab es Gerichte, die es zu Hause nicht gab. Wobei Frank Goosen ja eigentlich den Kappes vergessen hat. Weißkohl, Grünkohl, Wirsing. Es gibt kaum eine Familie, die nicht gerade ein Rezept für irgendeine Kappes-Variation kochte und dessen Düfte durch das Treppenhaus zogen. Zitat aus der Zeit: Der Gestank zog durch die ganze Wohnung, das ganze Haus. Es gibt Häuser, die sind abgerissen worden, weil man den Odem zehntausendfach verkochten Blumenkohls nicht aus den Wänden hatte bringen können.

Und der Alkohol. Pilsken gibt es hier an jeder Ecke, aber bitte frisch gezapft. Oder ne Flasche vonner Bude. Kein schnöseliges Alt oder schlimmer, diesen Bierersatz namens Kölsch. Und nach dem Essen bei Omma und Oppa kam immer die Flasche Korn auf den Tisch; Medizin, sagte mein Oppa dazu und brachte mir im Grundschulalter gleich bei, wie man aus Korn, Zucker und einem Ei einen Eierlikör zaubert. Das ist Bildung, die man nicht vergisst.

Selbstgebrannter wurde von den Kollegen meines Vater im Chemielabor des Bochumer Vereins, heute Thyssen Krupp, großzügig hergestellt und ausgiebig getestet. Damals mussten die samstags auch noch ran, was sich heute kaum jemand vorstellen kann. Ich bin ziemlich sicher, die haben auch Wodka Wick-Blau probiert. Jedenfalls hatte das Zeug es immer böse in sich, brannte ein Loch in den Magen und machte einen schweren Kopf.

Bevor ich noch mehr Familiengeheimnisse ausplauder, die mich möglicherweise einen Kopf kürzer macht, lasse ich lieber noch mal Frank Goosen ran, der dem Nagel mitten auf den Kopf haut: 

Das Ruhrgebiet hat sich, im wahrsten Sinne des Wortes, das Recht erarbeitet, sich hemmungslos zu stilisieren und sich zu dem zu bekennen, was es einzigartig macht, nämlich eben die Arbeit. Zumindest die von früher.

Und wenn ihr dann alle wieder weg seid, dann stellen wir uns auf unsere Eisenbahnbrücken, schauen auf unsere Städte, freuen uns darüber, wie schön das Leben mit Abitur sein kann, und denken: »Nä, schön is dat nich. Abba meins!«

Oder wie es mein Oppa auszudrücken pflegte: »Ach, woanders is auch scheiße!« 

wortfeilchen

Ruhr 2010: Revier der Ideen

Üblicherweise lese ich sie selten, die Clubzeitschrift ADAC Motorwelt, auch wenn ich den ADAC ziemlich klasse und problemlos finde. Ich bin einfach nicht gerne Mitglied in einem Verein und ein Auto ist für mich in erster Linie ein Fortbewegungsmittel, aber kein Kultobjekt oder Hobby. Dementsprechend uninteressant ist für mich die ADAC Motorwelt und meist landet sie ungelesen im Altpapier. Dieses Mal habe ich sie gelesen - und das sogar mit Freude.

Lange schon hörte man es an allen Ecken und las es überall: Wir, der Pott, sind dieses Jahr Kulturhauptstadt. Mir als Eingeborener war das bisher nicht so wirklich klar, der Gedanke lief eher nebenbei. Aber nun ist es so weit und mit vielen Programmpunkten stellt sich die Region rund um die Ruhr der Welt (vor).

Grundsätzlich stört es mich natürlich, was die Auswärtigen so über unser schönes Ruhrgebiet denken. Bei uns herrscht dicke Luft, alles ist grau, verbaut und düster. Müßig zu sagen, dass solche Aussagen nur von Menschen kommen, die keine Ahnung haben bzw. nie hier waren.

Zurück zum Anlass:

Die ADAC Motorwelt widmet uns, dem Revier der Ideen, so etwa 10 Seiten und bereits der Titel sagt, wo der Frosch die Locken hat, wir sind nämlich Europas heimliche Hauptstadt. Schnell lerne ich, dass nur Paris und London mehr Einwohner als wir haben und wir mit 5,3 Millionen Einwohnern der drittgrößte Ballungsraum in Europa sind.

Viele Menschen, wenig Platz und Städte, die ineinander übergehen, das ist halt der Ruhrpott, aber eben auch, dass Claus Peymann bereits in den 80ern sagte, wir seien das New York Europas. Wer wollte bisher schon wissen, dass Dortmund im Mittelalter als Hansestadt ein wichtiges Handelszentrum war oder Duisburg zum Beispiel vor Jahrtausenden von den Römern gegründet wurde?

Viele Nationalitäten kamen und kommen zu uns, weil es bei uns immer Arbeit gab. Erst Schlesier, Masuren, Polen, Russen und Ungarn, dann Italiener, Türken und Asiaten. Und das obwohl seit den 50er Jahren der Bergbau und die Schwerindustrie langsam ausstarben. Ein Strukturwandel durchzog die Städte rund um die A 40, den Ruhrschleichweg, der fast immer voll ist und wir entwickelten uns zu einer Region, wo Forschung, Kultur und Freizeit großgeschrieben werden. Laut Motorwelt haben wir nämlich nur noch 23 000 Bergleute, dafür aber 164 000 Studenten und knapp über 70 Prozent von uns sind Dienstleister.

Tja, wie passt das zu den Vorstellungen von Kohlestaub und Maloche? Gar nicht, denn der Regionalverband Ruhr zeigt anschaulich, dass wir richtig grün leben und lediglich knapp 38 Prozent der Ruhrgebietes den Bereichen Siedlung und Verkehr vorbehalten sind, den Rest teilen sich nämlich Wald, Wiesen und Wasser. Oder wie der Regisseur Sönke Wortmann, Sohn eines Bergmanns und des Reviers, so passend im Interview mit der Motorwelt sagt: Früher grau, jetzt grün. 

Wenn ich nun mit den vielen Kultur- und Freizeitangeboten anfange, dann könnte ich ein Buch schreiben. So ist das eben mit uns. Wir haben es nicht nötig zu strunzen oder - man möge mir den Ausdruck verzeihen - auf die Kacke zu hauen. Wir arbeiten, leben und genießen die Region schon ein wenig länger, da wissen wir, was wir haben. Wenn Auswärtige in ihren Metropolen Hamburg oder München so was nicht wissen, ist das deren Problem. Immerhin laden wir sie ein. Und wir zeigen Euch dieses Jahr besonders gerne, was Ihr verpasst. Denn Ruhr 2010: Revier der Ideen ist keine leere Worthülse oder ein lahmer Slogan, wir sind einfach so.

wortfeilchen

Donnerstag, 7. Januar 2010

Verlorene Worte: Drangsal

Ein frohes, neues Jahr wünsche ich allen mehr oder weniger geneigten Lesern meines kleinen Blogs - und steige gleich wieder ein. Nämlich mit dem schönen Wort Drangsal, das wir viel zu selten benutzen - warum eigentlich?

Drangsal ist weiblich, es heißt die Drangsal; früher, als die Gummistiefel noch aus Holz waren, sagte man auch das Drangsal, wobei der neutrale Genus meiner Meinung nach dem Begriff nicht so ganz gerecht wird. Der Plural von Drangsal lautet die Drangsale. Das passende Verb ist drangsalieren.

Drangsal steht synonym für viele andere Worte: Bedrückung, Dilemma, Elend, Kalamität (auch sehr schick), Misslichkeit, Qual, Zwangslage, Bedrängnis, Malaise, Misere und Tribulation gehören dazu.

Somit ist Drangsal ein Wort, das in vielen Lebenslagen angewendet werden kann, aber woher kommt es?

Mittelhochdeutsch Dranc, was Gedränge und Bedrängnis bedeutet, ist der Ursprung von Drangsal. Dranc geht zurück auf althochdeutsch drangon und mittelhochdeutsch drangen, was übersetzt sich drängen bedeutet. Daraus wurde im Spätmittelhochdeutschen Drancsal, die Bedrängung oder Nötigung.

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