Mittwoch, 29. September 2010

aus gründen: wortfeilchen ihre haarfarbe.

Ich verstehe es nicht so ganz. Eigentlich ist es mir völlig unverständlich, aber meine Haarfarbe scheint ein enorm wichtiges Thema zu sein. In reichlich vielen Ecken der Welt fragt man sich anscheinend, welche Haarfarbe ich habe. Ich denke, es gibt wichtigere Dinge, aber wenn es für Euch so relevant ist, bitteschön:

Die Natur, die Gene oder wer auch immer es im Endeffekt war, hat mich großzügig beschenkt, denn ich nenne drei (in den letzten Jahren sogar vier) Haarfarben mein Eigen. Feine hellblonde Härchen gesellen sich zu lapidaren mittelblonden und mittendrin leuchten kupferrote, drahtähnliche Pferdehaare auf. Das Ganze changiert je nach Lichteinfall prächtig, anmutig und facettenreich wie die eigenen Augenfarben, die ein Thema für sich wären, das ich aber nicht ausweiten möchte. Daran ändern auch die in den letzten Jahren nachwachsenden grauen Haare wenig, denn diese unterscheiden sich kaum sichtbar von den hellblonden auf meinem Kopf. Offiziell nennt sich diese Haarfarbe Honigblond bzw. Hellblondkupfer. Oder so.

Manchmal, eigentlich sogar öfter mal, ist mir langweilig und ich ändere die Haarfarbe mittels wirksamer Chemie. Die Ergebnisse variieren in Blond- und Rottönen.

Momentan sieht es auf meinem Kopf so aus:


Und wer von Euch an dieser Stelle noch nicht eingeschlafen ist und Langeweile hat, kann sich nun auch gerne noch überlegen, ob die Farbe echt ist oder eben nicht.

wortfeilchen

PS. Der Herr des Hauses hat übrigens eine, wie ich finde, sehr viel schönere Haarfarbe, die aber eher selten Anlass für (übertriebenen) Gesprächsstoff gibt. 

Dienstag, 28. September 2010

heute: glocke vorm bochumer rathaus. demnächst: neue webseite online.

Komische Überschrift, denkt Ihr nun vielleicht. Eine olle Glocke und Sehenswürdigkeit, die vor dem Rathaus in Bochum hockt und dazu eine neue Webseite für die Werbetexterin und Lektorin? Wo ist die Verbindung? Was will sie uns damit sagen? Und warum überhaupt?

Um die Verwirrung noch zu steigern, kommt nun auch noch das hier:

Foto: Pierino Cerliani

... und damit lasse ich Euch nun auch im Regen stehen, lächel in mich und überlasse Euch die Querdenkerei. 

wortfeilchen

Sonntag, 26. September 2010

fremde worte: karfiol

In Süddeutschland und Österreich heißt das, was wir Blumenkohl nennen ganz anders, nämlich Karfiol. Klingt für deutsche Ohren gewöhnungsbedürftig und fremd.

Warum nennt man den Blumenkohl eigentlich Karfiol?

Das Wort Karfiol gibt es etwa seit 1600. Es wurde eingedeutscht und stammt von dem italienischen cavolfiore. Cavolfiore wiederum ist eine Zusammensetzung der italienischen Worte cavolo und fiore, die ihrerseits auf die lateinischen Bezeichnungen caulis für Kohl und flos/floris für Blume zurückgehen. Spanisch coliflor und englisch cauliflower gehen ebenfalls auf die italienisch-lateinische Zusammensetzung zurück, während die Franzosen und Deutschen Lehnübertragungen daraus bastelten und der Karfiol chou-fleur bzw. Blumenkohl heißt. Eigentlich müssten wir in Deutschland das blumenartige, weiße Gebilde also Kohlblume oder Kohlblumen nennen, aber nicht Blumenkohl - oder?

wortfeilchen

PS. Ähnlich verhält es sich mit der Kohlrabi. Ursprünglich heißt der nämlich cavoli rape, cauliravi bzw. Kohlrübe, aber im 17./18. Jahrhundert machten wir daraus das Lehnwort Kohlrabi. Unter einer Kohlrübe verstehen wir eher eine Steckrübe, weiße Rübe oder Wruke.

Freitag, 24. September 2010

schweizfund: verbotsschild der waldenburgerbahn im raum basel.

Die bildliche Auflistung der Verbote in einer S-Bahn in Zürich erwähnte ich bereits; nun hat ein lieber Freund von mir ein weiteres für mich fotografiert. Es hängt in der Waldenburgerbahn, die im Großraum Basel fährt.

Danke, lieber Urs!


wortfeilchen

PS. Allerdings muss ich erwähnen, dass ich das Wort Umtriebsgebühr gar nicht kenne. (So geht es mir aber mit den Schweizern öfter mal. Und ihnen mit mir. Ich sage nur muckelig)

Mittwoch, 22. September 2010

blogparade Sprachen lernen web: der sprache ihren lauf lassen?

Dani Schenker von Sprachen lernen web hat eine Blogparade gestartet und mich um meine Teilnahme gebeten. Ehrensache und eine Freude für mich!

Ich möchte aber vorausschicken, dass ich jede Frage grundsätzlich mit einem Essay beantworten könnte, was aber manche langweilen würde, ergo fasse ich mich so kurz wie möglich:

Stört es dich, dass deine Sprache verloren geht, indem wir z. B. immer mehr englische Wörter gebrauchen?

Jein. Englische Wörter gehören zum Leben, zumindest in Zeiten des Internets. Oder möchtest Du dort alle Wörter übersetzen? Generell funktioniere ich europäisch, vielleicht sogar weltweit und empfinde eine Durchmischung von Sprachen durchaus als Bereicherung.

Was ist eigentlich meine Sprache? Deutsch, aber es ist keine rein germanische Sprache, denn Einflüsse aus verschiedenen Kulturen haben sie seit Jahrhunderten beeinflusst. Speziell jiddische Wörter gehören dazu oder im Ruhrgebiet polnische Ausdrücke, die abgewandelt im lokalen Sprachschatz aufgehen. Eine gute Sache.

Aber es stört mich schon, dass sehr viele deutsche Worte aussterben, einfach aus dem Wortschatz, der Sprache, dem Duden gestrichen werden. Ein Grund, warum ich verlorene Worte blogge.

Dialekte, die keine Sprachen sind, sterben aus, was absolut ein Verlust ist, denn so geht viel Kulturgut verloren.

Vielleicht bin ich mittlerweile zu alt, aber ich verstehe einige Wörter der Jugendsprache einfach nicht wirklich. Ein Beispiel ist endnice. Was will mir das sagen? Und warum?

Denkst du, es ist sinnvoll die Entwicklung der Sprache zu steuern zu versuchen?

Du meinst, so wie es die Isländer machen, die jedes Wort ins Isländische übersetzen? Das ist aber nur möglich, weil Island so ein kleines Land mit recht wenigen Einwohnern ist.

Kann man Sprache überhaupt steuern? 
Sprache lebt und bewegt sich, sie zu steuern wäre unfair und würde ihr die eigene Kreativität, Lebendigkeit sowie die Fähigkeit der Entwicklung nehmen.

Wie soll so eine Steuerung funktionieren? Wörter werden gestrichen und verboten und jedem, der ein Wort benutzt, dass nicht zum gängigen Wortschatz gehört, wird der Mund mit Seife ausgewaschen?

Benutzt du selbst Wörter in anderen Sprachen, die du eigentlich auch auf Deutsch benutzen könntest?

Privat eindeutig! Mein Mann ist Schweizer, da rüste ich Gemüse, versorge die Einkäufe und mache Telefone ... für mich reichlich fremde, antiquierte Ausdrücke. Da ich einige Sprachen spreche, fällt mir manchmal das deutsche Wort nicht ein. Es kann vorkommen, dass ich zum Bespiel ein norwegisches Wort benutze oder ein fremdsprachiges Wort beschreibt treffender, was ich sagen möchte.

Aber: Ich bin Germanistin, Mediävistin, Philologin, schreibe Werbetexte und Webseitentexte, wenn mir keine deutschen Synonyme einfallen, bin ich irgendwie falsch. Üblicherweise kann ich ein deutsche Wort mehrfach umschreiben und bin daher ungeeignet diese Frage zu beantworten.

Gibt es andere Wege die eigene Sprache zu bewahren, ohne der Entwicklung im Wege zu stehen?

Da ich keine eigene Sprache habe und Dialekt keine Sprache ist, gehe ich davon aus, wir sprechen von der deutschen Sprache. (Auch wenn die 26 Schweizer Kantone sicherlich die Ansicht vertreten, der jeweilige Dialekt sei eine eigene Sprache und kein alemannischer Dialekt)

Ja, Worte, die auszusterben drohen bewahren, indem man sie nutzt und nicht in Vergessenheit geraten lässt. Sprachpflege ist angesagt! Zum Beispiel sterben die starken Verben aus; mittlerweile scheinte die Sonne weitaus häufiger als sie schien ...

Die Initiative sollte aber nicht vom Gesetzgeber oder Duden bierernst und trocken vorgegeben werden, sondern mit Spaß, der Lust am Entdecken und Experimentieren mit Worten.

Findest du man soll der Sprache einfach ihren Lauf lassen und sich einfach anpassen?

Man sollte der Sprache auf jeden Fall ihren Lauf lassen, denn dann hat sie die Chance sich zu entwickeln. Demokratisch, frei und unangepassst sollte Sprache ihre eigenen Grenzen ertasten und nicht dogmatisch sein. Altes bewahren, Neues erlauben ist meine Maxime.

Anpassen ist übrigens ein unschönes Wort, es intoniert für mich einen Einheitsbrei, den ich auf keinen Fall möchte. Die Facetten der verschiedenen Sprachen, die regional unterschiedlichen Ausprägungen und Ausartungen machen Sprache erst zu dem, was ich darunter verstehe: Ein spannendes und vielseitiges Kommunikationsmittel.

wortfeilchen

Montag, 20. September 2010

kühlschrank mal anders: electrolux bio robot refrigerator.

Ein Kühlschrank ist ein Kühlschrank ist ein Kühlschrank. Falsch, denn der Electrolux Bio Robot Refrigerator sieht nicht nur ganz anders und, wie ich finde, wunderbar aus, er funktioniert auch ein wenig anders.

Aber erst einmal bitte anschauen:



Der Bio Robot kühlt durch Lumineszenz ein polymeres Gel, d. h. viele kleine, miteinander verknüpfte Gel-Moleküle verbinden sich zu größeren Molekülen und kühlen ohne Temperaturerhöhung. Oder, wie es der Designer beschreibt: Eine Kolonie biomechanischer Robots ... bisschen schwierig, aber spannend.

Dieses Gel klebt nicht, riecht nicht und ohne Schubladen und Türen kann man Lebensmittel (oder was immer man kühlen mag) einfach individuell in das Gel stecken. Das Gel ummantelt quasi die Lebensmittel und das an beliebiger Stelle. Das Gel überträgt auch keine Gerüche, darum können Lebensmittel bunt gemischt werden und der Stinkekäse neben den Hering gepackt werden. Die kleinen Bio-Robots können aber noch mehr: Sie erkennen Produkte und können diese dann nach optimaler Temperatur sortieren. 

Besonders praktisch finde ich die Möglichkeit, dass der Kühlschrank je nach Lust und Lauen vertikal oder horizontal aufgestellt werden kann oder sogar an die Decke gehängt werden kann; letzteres allerdings nur, wenn keine Schwerkraft vorhanden ist.


wortfeilchen

PS: Electrolux macht viele andere spannende Dinge, von denen ich bisher nicht wusste, einfach mal hier reinschauen.

Donnerstag, 16. September 2010

hp lengkeit: schauspieler, regisseur, autor, kabarettist, comedian.

Ganz schön lange Überschrift. Passt fast nicht alles rein. Zugegeben, die Liste der Berufe des Heinz-Peter Lengkeit ist lang. So ist das halt mit vielseitig begabten Menschen und ordentlich Bandbreite.

Sieht man auch an folgenden Video:


Und warum die heutige Lobhudelei auf HP Lengkeit?

Ja, er ist gut. Richtig gut sogar. Das habe ich bereits von mir gegeben. Und ich bleibe dabei. Aber heute ist das ein wenig anders. Der Anlass ist kein neues Stück oder die Vermarktung eines bestimmten Anlasses. Der Mann hat heute was zu feiern. Und zwar sich selbst. Machen wir es kurz: Alles Liebe zum Geburtstag!

wortfeilchen

PS. Und weil ich gerade dabei bin: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag für meinen liebsten Nachbarn Peter.

Mittwoch, 15. September 2010

ungestraftes fluchen: oje. jemine. ojemine. herrjemine.

Jemine, oje, ojemine und herrjemine - da wundert sich selbst die Germanistin und Lektorin. Denn ich fragte mich, woher all diese Aussprüche kommen?

Nein, ich sage nun nichts von Gummistiefeln aus Holz, sondern ganz direkt: 

Im Mittelalter, als der Glauben ebenso groß wie die Furcht war, vermied man es, beim Fluchen den Namen des Herrn oder seiner Familie, also Gottes Namen und den seines Sohnes in den Mund zu nehmen. Tut man dies, verstößt man gegen das 2. Gebot. 

Ich kenne mich nicht mehr ganz so gut mit den 10 Geboten aus, gehe aber davon, es ist das Gebot, welches davon spricht, das man den Namen des Herrn, Gottes nicht missbrauchen soll, denn der lässt solche Sachen nicht ungestraft durchgehen. Ergo, man war ja nicht ganz blöd, dachte man sich etwas aus.

Heraus kamen die Entstellungen der lateinischen Worte Jesus domine bzw. Herr Jesu und Herr Jesu domine und diese lauten oje, jemine, ojemine und herrjemine.

wortfeilchen

Dienstag, 14. September 2010

das abenteuer üetliberg. als flachländerin.

Weilt man in der Schweiz, so weilt man in den Bergen. Ein wenig unheilvoll und ein bisschen bedrohlich sieht man sie überall um sich herum. Das ist halt so, denkt man, und zuckt mit den Schultern. Immerhin kommt man aus einer Stadt, die gerade mal 100 Meter über Normalnull liegt. Man mag die Niederlande. Oder auch Dänemark. Halt flaches Land und ebene Länder.

Dann ist man öfter mal in Zürich. Aus Gründen. Mag den See, die Flüsse und äugt ein wenig misstrauisch (und zumeist desinteressiert) auf die Berge, die rundherum zu sehen sind.

Dann kommt der weltbeste und herzallerliebste Mann auf die Idee, mir genau so einen Berg zu zeigen. Von oben wohlgemerkt. Der Grund ist mir nicht ganz klar, denn das Erklimmen von Bergen liegt mir sehr sehr sehr fern. Ich verstehe einfach nicht, warum man das macht. Zurück zum Thema, mein Mann wollte mit mir auf so ein Ding, einen Berg. Und zwar den Hausberg Zürichs, der sich Uetli- oder Üetliberg schimpft. So ganz einig über den Namen sind sie sich nicht. Für mich klingt beides reichlich mittelhochdeutsch.

Bevor ich lautstark protestieren kann (Ich steige doch nicht im Hochsommer auf Berge! Ich steige überhaupt nicht auf irgendeinen Berg!) und an seinem Geisteszustand zu zweifeln vermag, erklärt er mir, dass Europas steilste normalspurige Adhäsionsbahn (im Endeffekt eine handelsübliche S-Bahn) dort hoch fährt und ich die Erste-Hilfe-Ausrüstung, Notrationen und Steigeisen zu Hause lassen kann. Erleichterung macht sich breit!

Vom Hauptbahnhof Zürich geht die muntere Fahrt bergauf los. Unterwegs knacken mir Flachländerin bereits die Ohren, wie ich es lediglich aus dem Flugzeug kenne. Der Zugführer nuschelt unterdes merkwürdige Namen von Haltestellen, mein Liebster erklärt mir dies und das und so langsam wird mir etwas mulmig - ich sehe Baumwipfel - von oben!!

Die letzte Haltestelle ist der Bahnhof Uetliberg/Üetliberg, von dem kleine Wege in die bewaldete Landschaft führen. Gut, sage ich mir, höchstens 2 Minuten gemütlich spazieren, dann bin ich auf der Aussichtsplattform und alles ist gut.

Leider nicht! Der Weg führt endlos und zermürbende Ewigkeiten über holprige Schotterwege (es gibt übrigens Asphalt, liebe Schweizer!), durch enge Serpentinen enorm und übertrieben steil (gefühlte 80 % Steigung) den vermaledeiten Berg hoch. Erwartungsgemäß trage ich unpassende Schuhe und fluche unziemlich, wie es nur ein übellauniger Rohrspatz aus Ruhrgebiet kann. Der Planetenweg wurde wahrscheinlich nur eingerichtet, um erbarmungswürdige Touristen wie mich mitleidig von Drangsal und Misere abzulenken. (Was übrigens in keinster Weise auch nur im Ansatz funktioniert!)

Foto: Pierino Cerliani
Kurz vor dem Ziel, dem ich mutig mit hochrotem Kopf und schweißgebadet entgegenstapfe, will es der Berg noch mal wissen und haut mir drei Dinge direkt auf den Kopf:

Foto: Pierino Cerliani
  1. Ich bin viel zu weit oben für eine Flachländerin. 
  2. Ich soll diese Strapazen noch weitere 2, gefühlte 20 Minuten ertragen.
  3. Korrekte Rechtschreibung ist auch hier nicht das Maß der Dinge, sonst würde dort Herzlich willkommen stehen.
Oben angekommen lasse ich mich völlig entkräftet auf die nächstbeste Bank fallen. Immerhin entschädigt mich die Aussicht reichlich.

Foto: Pierino Cerliani
Foto: Pierino Cerliani
Foto: Pierino Cerliani
wortfeilchen

PS: Der nächste Urlaub geht in gaaanz flache Gefilde und unendliche Ebenen. Oder ich lass mich fahren. 

lovesong für sprachfetischisten.

Eine schöne Idee. Besonders für sprachverliebte Menschen wie mich. Ich spreche vom Liebesliedgenerator des Bodo Wartke. Der kann was und macht Spaß! Da fällt es auch kaum auf, dass die einzelnen Sprachen und Dialekte nicht so ganz authentisch rüberkommen. 

Warum das Ganze?


Und wie funktioniert die Sache?


Und jetzt alle so: Klicken!

wortfeilchen

PS: Ein wenig persönlich beleidigt bin ich schon. Man kann zwar eigene Vorschläge einsenden, aber er will keine weiteren Dialekte aufnehmen, weil die fehlenden angeblich zu wenige eigenständige Charakteristiken aufweisen. Hömma, Du tus abba so gar keine Ahnung vom Revier haben!

Montag, 13. September 2010

das kunstmuseum bochum. im internet.

Kunst und ein Kunstmuseum in Bochum? Jetzt will sie uns aber veralbern und vorführen. Das werden nun die meisten auswärtigen und ignoranten Menschen da draußen denken.

Ja, Bochum hat ein Kunstmuseum, sogar ein schönes. Es ist nicht groß, aber auch nicht klein. Es liegt idyllisch direkt am Stadtpark und das Bergbaumuseum steht fast greifbar und irgendwie beschützend in Sichtweite. Aber es ist anscheinend ein Stiefkind. So scheint es mir jedenfalls.

Es begab sich, dass ich meinem Liebsten diese Stätte der Kreativität und Kunst gerne ein wenig stolz vorführen wollte. Er ist Schweizer und hat längst erkannt, dass sein Schulwissen über das Ruhrgebiet völlig unzutreffend ist. Im Gegenteil, er mag es bei und mit uns. Was liegt da näher, ihm das Kunstmuseum Bochum zu zeigen?

Wir also gleich die Suchmaschine unserer Wahl bemüht, um Öffnungszeiten und aktuelle Ausstellungen oder Veranstaltungen zu erfahren.


Webseite des Kunstmuseums Bochum

Gut, das Foto ist nicht wirklich aussagekräftig, der Text belanglos und das Ganze wirkt ein wenig schlicht - aber hier gibt es Informationen! Ich muss nur auf das Bild klicken und los geht es. Leider war dem nicht so, lediglich beim Anklicken des unteren Links tat sich etwas:

Autsch, auf bochum.de gelandet

Da war sie wieder, mein persönliches (und ein bisschen peinliches) Schreckgespenst: Die unübersichtliche, hoffnungslos unstrukturierte und schäbbige Seite der Stadt Bochum. Zumindest das Foto des Museums gibt einen ansprechenden Eindruck über die Tatsachen. Links im Menü angeordnet finde ich sicherlich alle Infos, die mein Herz beglücken. 



Leider wieder Essig, denn was ich dort lese, bringt mich irgendwie gar nicht weiter und es erscheint ziemlich lieblos zurechtgeschustert. Auch die Möglichkeit per Java panoramamäßig ein wenig durch einen Raum des Museums zu schwenken, erfreut mein Gemüt auch nicht viel mehr.

Liebe Stadt Bochum, wertes Kunstmuseum Bochum, warum?

Wollt Ihr keine Besucher? Nicht mal einheimische? Ist das Geld für eine ordentliche Webseite komplett für das unsinnige Konzerthaus draufgegangen? Fehlt es Euch an Fachkräften? 

Ich weiß es nicht, aber schön ist das nicht, also bitte tut was! Und wenn Ihr jemanden braucht, der Euch bei den Texten und so hilft - ich bin gerne für Euch da!

wortfeilchen

Donnerstag, 9. September 2010

schweizfund: verbotsschild in der züricher s-bahn.

Bahnfahren ist anderen Ländern ist oftmals spannend, meist aber eher langweilig und uninteressant. Der Blick schweift umher: Aus dem Fenster, wenn die Landschaft etwas zu bieten hat. Im Zug, wenn es dort etwas zu entdecken gibt.

In einer S-Bahn in Zürich fand ich etwas. Ein Schild, das anschaulich darstellt, was man in der Bahn nicht darf. Irgendwie hübscher als in Deutschland. Und dazu unübersehbar.

Foto: Pierino Cerliani

wortfeilchen

Mittwoch, 8. September 2010

kulturtipp: eintritt frei - offene ateliers in bochum.

Am kommenden Wochenende (11. und 12. September 2010) findet sie zum fünften Mal statt - die Initiative Eintritt frei der Bochumer Künstler und Designer.

In ganz Bochum kann man sich dann umschauen. Bei Malern, Bildhauern, Fotografen oder auch Designern, die mit verschiedenen Materialien arbeiten und teilweise an besonderen Orte ihre Werke präsentieren. 

Und weil ca. 40 verschiedene Künstler und Designer teilnehmen, finde ich die Idee mit dem Lageplan und der Vorstellung der unterschiedlichen Orte durchaus sinnvoll.

wortfeilchen

Dienstag, 7. September 2010

lesemarathon "tugend und laster" in bochum.

Bereits letzten Freitag begann der Lesemarathon im alten Teil des Museums Bochum, in der Villa Marckhoff, die man imposant und derzeit als Baustelle unter der Adresse Kortumstraße 147 in Bochum findet.

Veranstaltet wird diese Langzeitlesung von der Literarischen Gesellschaft Bochum, die bereits 1905 gegründet wurde und somit problemlos zu den ältesten Kultureinrichtungen der Stadt gehört. Die Literarische Gesellschaft Bochum will das Interesse an Literatur fördern, den Zugang zu Neuerscheinungen erleichtern, Diskussionen über Literatur nicht nur anregen, sondern ebenfalls die jeweiligen Autoren einbeziehen. Lesungen und Rezitationen durch Schauspieler gehören daher zum Programm des Lesezirkels.

Zurück zur aktuellen Lesung, dem Lesemarathon, der unter dem Motto Tugend und Laster steht:

Sieben Tage und sieben Nächte lang - ohne Pause - wechseln sich Gesänge, Epen, Gedichte oder auch Dramen ab. Begonnen wurde am Freitag, den 3. September 2010 um 20 Uhr und bis zum 10. September 2010 um 20 Uhr wird durchgehend vorgelesen. 

Vorgetragen von Grundschülern, Bundestagspräsidenten, Autoren, Lesern, Schauspielern - und wem immer es gefällt, seine jeweiligen Lieblingstexte vorzulesen. Mehr als 200 Vorleser finden sich so im Laufe der sieben Tage und Nächte ein und ebenso bunt wie die Auswahl der Vortragenden sind auch die gewählten Texte: Shakespeare, Orwell, Mozart und Schiller gehören dazu, oder auch Leonard Cohen, Christa Wolf und Astrid Lindgren. Eine genaue Übersicht über Termine, Vorleser und Buch findet man hier.

Allein das ist bereits eine Veranstaltung, die sehens- und lesenwert ist - und einen Besuch verdient. Noch besser finde ich, dass es einen Livestream gibt.

wortfeilchen

Montag, 6. September 2010

verlorene worte: eiland.

Ich liebe sie, die Eilande. Eigentlich bin ich eine Eiländerin.

Eiland bedeutet Insel und hat nichts mit einem Ei und dem Verb eilen zu tun.

Warum nennt man eine Insel dann nicht einfach Insel, sondern Eiland?

Der Ursprung des Wortes Eiland geht weit weit zurück. Damals, als die Gummistiefel noch aus Holz waren und es keine einheitliche deutsche Sprache gab, waren viele Bezeichnungen gang und gäbe.

Im Mittelhochdeutschen nannte man Inseln, Halbinseln, Wasser und wasserreiches Wiesenland (Auen) ouwe. Im Mittelniederdeutschen nutzte man die Worte  o, oge, och oder auch oie, was in heutigen Inselnamen wie Wangeroog(e), Langeoog oder Greifswalder Oie noch bemerken kann. Weiter nördlich heißt eine Insel auch heute noch ei, ey, ø oder auch øy; Beispiele dafür sind Nordeney, Hiddens-ø. 

Im Altfriesischen wurde aus ei eiland, im Mittelniederdeutschen eilant  - bis die Bezeichnung Eiland im 17. Jahrhundert endlich im Hochdeutschen landete und dort wohlmöglich langsam ausstirbt.

wortfeilchen

PS. Es gibt übrigens kein Eilland und der Plural lautet Eilande und nicht Eiländer.

Sonntag, 5. September 2010

schweizfund: arbeitsmoral. lebenseinstellung.

Der Kofferträger - ein patriotischer Immigrant?
Die Schweiz: So geht man mit Krisen um, stärkt die Arbeitsmoral und kommt zu einer Lebenseinstellung. Kann man machen. Oder auch nicht.

Diese Postkarte wurde eigenhändig von mir im Andenkenladen des Landesmuseums Zürich entdeckt und gehört zur Plakatsammlung der SVZ. Sie zeigt ein Plakat für die Schweizerische Verkehrszentrale aus dem Jahr 1940, gezeichnet von Pierre Gauchat.

Frage mich, ob die Schweizer schon immer - oder zumindest seit die Eisenbahn die Schweiz gefunden hat - eine Nation von Bahnreisenden waren?

wortfeilchen

PS. Dieser Pierre Gauchat ist übrigens nicht uninteressant, wie man hier oder hier und auch hier sehen kann. Er hat nicht nur in der Werbung gearbeitet, sondern auch Banknoten gestaltet und Künstler war er sowieso. Ein Allrounder.

Freitag, 3. September 2010

waffenausbeute für frau sturmfels im landesmuseum zürich.

Ich habe mich bereits ausführlich darüber ausgelassen, dass im Landesmuseum Zürich viel zu wenige Waffen ausgestellt werden. Dabei haben sie sicherlich ganz viele martialische Kampfgeräte und Kriegswerkzeuge in ihrer Waffenkammer.

Mein Plan sah vor, der geschätzen Frau Sturmfels mindestens eine schicke Hellebarde oder einen hübschen Morgenstern zu überreichen. Akribisch durchforsteten mein geliebter Schweizer und ich das komplette Museum, aber erst im Museumsshop, dem Andenkenladen wurden wir halbwegs fündig.

Zuerst mussten Pierino und ich die Rüstungen und Waffen natürlich anprobieren und testen:

Foto: Pierino Cerliani

Foto: Pierino Cerliani

Dann haben wir zumindest einen Brustharnisch, der zum Helm von Frau Sturmfels passt, gefunden:

Quelle: Postkarte Schweizerisches Nationalmuseum

An der Kasse entdeckte ich endlich eine Waffe zum Mitnehmen und bin nun - wie jeder gute Schweizer - ordentlich gewappnet:


wortfeilchen

Donnerstag, 2. September 2010

sulky-tramper holger steffens seine statistik.

Der Dortmunder Journalist und Autor, der Tramper Holger Steffens sichtet seine Unterlagen. Das Ergebnis:

Dauer: Elf Tage

Distanz: rund 300 Kilometer

Gezogen wurde der Sulkytramper von:
  • zwei Radfahrern
  • vier Shetlandponys
  • einem Welsh-Pony
  • insgesamt sechs Kutschen, davon ein Einspänner, vier Zweispänner, ein Vierspänner
  • einem Aufsitzrasenmäher
  • zuzüglich einer Werkstattfahrt im Anhänger.
Insgesamt mussten auf dem geschundenen Körper des Sulkytrampers 50 Mückenstiche und drei Bremsenstiche statistisch erfasst und sorgsam behandelt werden.

Und weil der Holger in seiner Galerie so schicke Fotos zum Sulkytramper-Projekt präsentiert, hier eine Auswahl:







wortfeilchen

Mittwoch, 1. September 2010

nicht immer schön: leben & arbeiten in der innenstadt von bochum.

Heute gebe ich Euch mal den Nestbeschmutzer und mecker über meine geliebte Heimatstadt, in der auch nicht alles so vorbildlich läuft wie man denkt.

Es ist verständlich und normal, dass es mitten in der Stadt ein wenig lauter ist. Aber was man mir seit ein paar Jahren bietet, überschreitet das Maß gehörig - und treibt mich in die Flucht.

Erfahrungsgemäß ist es sinnvoll bei Veranstaltungen auf dem großspurig benannten Boulevard Bochum die Innenstadt zu meiden - zumindest wenn man Anwohner dort ist. Warum? Ist doch so schön, macht viel Spaß und sehr praktisch ist es doch auch, so nah dran zu sein. 

Es ist nicht mit der jeweiligen Veranstaltung getan; der Aufbau, die Anlieferungen, der tägliche sowie der abschließende Abbau sind das Problem, so dass man täglich von 5 bis 2 Uhr, also fast rund um die Uhr, Spaß hat. Lautsprecher hängen an alle Laternenmasten und übertragen zwischen 11 und 23 Uhr den lokalen Radiosender in unignorierbarer Lautstärke. Dieses Jahr bekam ich nur den Aufbau mit - bevor ich und viele meiner Nachbarn - flüchtete. Es gab eine Neuerung, denn die Lautsprecher wurden zusätzlich auf den Vordächern der Geschäfte platziert.

Diesen Donnerstag beginnt der Bochumer Musiksommer. An sich kein Problem, sollte man denken, aber die Aufbauarbeiten, die alles nur nicht leise sind, begannen bereits am Dienstag - und zogen sich bis 23 Uhr. Der Mittwoch ging im gleichen Stil munter weiter, dazu kam allerdings, dass man doch einen ausgiebigen Soundcheck durchführen muss - in höchstmöglicher Lautstärke und zwischen 20 und (bis weit nach) 22 Uhr. Ich mag nicht wirklich wissen, was mir ab Donnerstag und bis Sonntag blüht, aber ich kann davon ausgehen, dass die Nacht von Sonntag auf Montag mit dem lautstarken Abbau der Feierlichkeiten wie im Fluge vergeht.

Warum ich mich wegen ein paar hundert Menschen aufrege, nicht an die vielen Besucher und damit verbundenen Einnahmen denke und einfach umziehe?

Weil es viel zu einfach und verdammt kurzsichtig wäre!

Vielleicht sollte sich die Stadt Bochum einfach mal überlegen, was wichtiger und sinnvoller ist? Zahlende Besucher und Gäste kurzzeitig nach Bochum einladen oder den eigenen Bürgern ein angenehmes Leben bieten?

Fakt ist, die Innenstadt stirbt. Vielleicht nicht ganz, denn 1-Euro-Shops, Billigbäcker, Handyshops und weitere kurzlebige Geschäfte findet man reichlich, aber ein Kaufhaus? Fehlanzeige. Immerhin haben wir die Auswahl zwischen drei Supermärkten, deren Auswahl allerdings ein wenig eingeschränkt ist. Einkaufen in der City? Leider nicht vorgesehen, das macht man auf der grünen Wiese weit außerhalb, wo man zum Beispiel als Rentner hervorragend hinkommt und ebenso gerne die Einkäufe per Bus und Bahn nach Hause schleppt. Einkaufen in Bochum - ohne Auto keine schöne Sache, das wäre ein Slogan, der zu Bochum passt.

Darf ich noch ein paar Beispiele nennen?

Der so genannte rote Teppich, der das kleine Wegstück zwischen Bahnhof und Innenstadt markiert, ist auch so eine Sache, die kaum jemand versteht, denn sind wir mal ehrlich: Zu gemütlichen Shopping eignet sich Bochum doch eher weniger, da fährt man halt nach Essen oder Dortmund. Was soll das Teil, außer Geldverschwendung? Die zahlreichen Feierfreudigen finden das Bermudadreieck auch ohne die Farbveränderung unter ihren Füßen zu bemerken. 

Eigentlich könnte ich an dieser Stelle gleich ein paar Zitate bringen, die Jochen Malmsheimer zur Eröffnung der Zeltfestivals im August passenderweise anbrachte. Worte, die direkt, offen, ehrlich und reichlich angebracht waren - und die der Oberbürgermeistern von Bochum gar nicht gefielen.


Die ohnehin leeren Gesichter der Innenstädte werden, wenn sie nicht, wie bei uns, zu einer aseptischen und marmorgekachelten Sturmschneise verkommen, die dann in der immer gleichen, miefigen Bochumer Großmannssucht „Boulevard“ getauft wird, aber eher an eine längs halbierte Schuttrutsche erinnert und die in winterlicher Vereisung das Oberschenkelhalsbruchrisiko für alle oberhalb der 50 Lebensjahre in den Rang einer Gewißheit erhebt ...

Danke, keine Einwände oder Anmerkungen und was wahr ist, ist eben wahr.


Wertewandel ist an sich ja nichts Schlimmes oder gar Verwerfliches, im Gegenteil, es ist ein Zeichen für Entwicklung. Aber das Entscheidende bei einer Entwicklung ist nicht die Tatsache, daß es sie gibt sondern welche Richtung sie nimmt. Und davon gibt es zwei. Das Mittelalter etwa hatte die Hochkultur der Antike vollkommen vergessen. Für über 500 Jahre. Es gibt also durchaus Grund zu erheblicher Sorge. Doch nicht in dieser Stadt.

Wie wir alle wissen, leidet die jeweilige Obrigkeit dieser Stadt, wohlgemerkt nur die Obrigkeit, das aber seit Gründung der Gemeinde, also seit über 900 Jahren, unter der Tatsache, daß Bochum nicht Dortmund ist. Oder Essen. Selbst zu Witten hat es nicht gereicht. Und das nagt. Und bohrt. Und frißt. Und ätzt. Und löchert. Und brennt. Und dann, in einem dieser schwarzen, sauren Momente finsterster Niedergeschlagenheit, muß irgendjemand auf der Suche nach irgendetwas Besonderem durch Zufall das Buch im Bochumer Stadtwappen entdeckt haben. Ein Buch!

Das stimmt zunächst, wiewohl es wichtig ist, zu wissen, daß es sich bei der Herleitung des Emblemes im Jahre 1381 aus dem Namen der Stadt „Bukhem“ schon damals um das Ergebnis eines Übersetzungsfehlers oder schlichter Unkenntnis gehandelt hat, bedeutet „Bukhem“ doch nicht „Bücherheim“ sondern wohl eher „Heim unter Buchen“. Doch das focht vor siebenhundert Jahren niemanden an und tut es heute immer noch nicht, womit eine offensichtlich zentrale Eigenschaft der Bochumer Verwaltung, nämlich das durch keinerlei Sachverstand angekränkelte oder gar durch Recherche getrübte, wider jede Vernunft betonierte Verrharren im Irrtum, sehr schön herausgearbeitet ist.

Aus dem recht dürren Faktum der Anwesenheit eines Buches im Stadtwappen wird hierzustadt flugs die Nähe der Gemeinde zur Literatur gefolgert, was in der Bezeichnung „Stadt des Buches“ gipfelt. Bochum. Stadt des Buches. Ein Buch im Wappen kann aber doch alles mögliche bedeuten: Von einem Hinweis auf das hier blühende Buchbinderhandwerk, über das hohe Vorkommen wackelnder Tische, die erst durch das Unterschieben eines Buches zur Ruhe kommen, bis zu der Tatsache, daß man hiererorts die über der Scheiße in den Häusern kreisenden Fliegen ausschließlich mit Folianten erschlägt oder daß diese Gemeinde vielleicht das Oberzentrum gefinkelter Buchprüfung darstellt, eines Gewerbes also, welches, ganz anders, als Literatur, gänzlich ohne Phantasie auskommt und dergleichen mehr.

Dies ist die Stadt, die trotz der Mahnungen und Warnungen vieler, nicht nur der Fachleute sondern auch vieler ihrer Einwohner, ihre Kanalisation mitsamt der Scheiße an die Amerikaner verkaufte und den ganzen Rotz jetzt verlustreich zurücknehmen mußte, weil selbst der Amerikaner mit Scheiße aus Bochum nichts anfangen kann. Vielleicht hätte man die Verwaltung verkaufen und die Scheiße behalten sollen ...

Dies ist die Stadt, die eine Image-Kampagne in Auftrag gab, und die dann, nach Vergabe dieser Schwachsinnsidee ausgerechnet an eine, wie es scheint mental, wie handwerklich erloschene Essener Agentur, dem erbrüteten Slogan „Bochum macht jung!“ in paradigmatischer Gedankenarmut auch noch die Zustimmung erteilte, anstatt diesen als leuchtendes Beispiel für die Generalabsens von Intellekt und Verstand und für die geradezu erschütternde und maßlose Dumpfbichelei und Geschmacklosigkeit der sogenannten Werbetreibenden auf die Halde arschdummer Gesichtsfurzereien zu werfen, und, die dann die ganze Sache nicht wegen ihrer stupenden Blödigkeit einstellte, sondern weil es bei der Auftragsvergabe auch noch zusätzlich nicht mit rechten Dingen zugegangen war ...

... dies ist die Stadt, die vollmundig, um nicht zu sagen: großmäulig, die Notwendigkeit zur Installation eines vollkommen unnützen Konzerthauses verkündet, ohne einen Bedarf dafür zu haben und die Kosten des laufenden Betriebes decken zu können, und das alles in einem Kulturraum, der inzwischen über mehr nicht ausgelastete Konzerthäuser verfügt, als er Orchester unterhält, und die das alles dann doch nicht hinkriegt, weil der Regierungspräsident zum Glück solchen und ähnlichen Unfug einer Gemeinde untersagt hat, die ihre Rechnungen in einer Größenordnung im Keller verschlampt, die unsereinen für Jahre in den Knast brächte und die finanziell noch nicht mal in der Lage ist, die Frostschäden des letzten Winters im Straßennetz zu beseitigen ...

Apropos Bildung: Und natürlich ist das auch die Stadt, die ohne mit der Wimper zu zucken und auf das langjährige Betreiben eines gescheiterten ehemaligen Schülers ein seit Generationen über die Grenzen dieser Stadt wirkendes Haus humanistischer Bemühungen, eines jener am Daumen einer Hand abzuzählenden Dinge, die mal wirklich über die Grenzen dieses Weilers hinaus segensreich wirken, die solch ein Gymnasium also einfach weghaut und die Schüler und Lehrer aus den seit 150 Jahren mit Geist, Witz und Verstand imprägnierten ehrwürdigen Mauern in einen PCB-verseuchten Bimsbunker sperrt, um dieses Filetgrundtsück und das Gebäude anschließend an die Justiz zu verscherbeln.

Eigentlich hat der Herr Malmsheimer fast alles gesagt, außer vielleicht, dass mehr als 20 Schulen und Kindergärten geschlossen wurden, weil die Bürger und Bürgerinnen ja nicht so wichtig sind wie zahlende Besucher. 

Was ich mir wünsche?
  • Eine Stadt, die die Kreativwirtschaft nicht nur auf dem Papier fördert, sondern real und nachweisbar. 
  • Eine Innenstadt, in der man den täglichen Bedarf nicht nur ausreichend, sondern nach eigenen Wünschen decken kann. 
  • Geschäfte, die mehr bieten, als Produkte, die einen Euro kosten und eine Stadtverwaltung, die dem Einzelhandel unterstützend unter die Arme greift. 
  • Eine Oberbürgermeisterin, die ein Auge für die realen Bedürfnisse der Stadt und ihrer Bürger hat und die sich nicht nur der Kultur widmet. 
Danke, geliebtes Bochum, das Deine Verwaltung sich so viel Mühe gibt - zumindest für Besucher von auswärts, denn die Einheimischen werden nicht gefragt. Warum auch?  

Und an die Oberbürgermeister: Außen hui, innen pfui ist einfach keine lebenswerte Einstellung, Frau Scholz! Und wo wir gerade dabei sind: Erst kommt das Fressen, dann die Moral.

wortfeilchen

PS: Beschwerden bringen gar nichts. Außer vielleicht, dass die paar hundert Anwohner rund um den Boulevard laut Aussage der Stadt Bochum Verständnis haben müssen und doch umziehen können - Wohnungen gibt es schließlich ausreichend.

PPS: Nächstes Jahr passiert es dann doch, der Umzug privat und beruflich steht an, aber besser macht es die Sache nicht!