Samstag, 28. April 2007

Olle Schabracke!

Aber nicht doch! Weder ich wurde beschimpft, noch habe ich jemand anderen beschimpft. Ich musste mir einfach die Frage nach der Bedeutung des Wortes Schabracke gefallen lassen - und meine Antwort war nicht wirklich gut. Wobei ich nun noch rätseln könnte, ob ich gefragt wurde, weil mein Gegenüber sein Wissen darstellen oder mich testen wollte oder einfach einen Schalk im Nacken hatte, denn er kennt die Antworf, jedenfalls fast.

Die Schabracke ist ursprünglich einfach ein Überwurf. Leider, mein lieber Marcus, nicht nur eine Decke für ein Pferd (als Sattelunterlage), sondern auch in der Art einer Gardine, eines Querbehanges einer Gardine zur Abdeckung der Gardinenleiste, eines Wandbehangs, eines Theatervorhanges und auch die Bügeleinlage zur Versteifung von Taschen, Hüten und ähnlichem heißt Schabracke.

Und natürlich gibt es noch die olle oder alte Schabracke. Bei uns im Ruhrpott gerne als weibliches Pendants zum Ausdruck Schäbbigen genutzt, bezeichnet es eine ungepflegte oder übertrieben stark geschminkte oder merkwürdig gestylte Frau, der meist jeder persönliche oder sexuelle Reiz abgeht. Synonyme dafür sind Juchtel, Fregatte, Schnatterweib, Waschweib, Schäbbige, Hippe und sicher einiges mehr.

Etymologisch geht das Wort zurück auf ungarisch csábrág (wie heißt es auf finnisch?), türkisch çaprak und polnisch czaprak, wo es überall Pferdedecke, Satteldecke oder Überwurf bedeutet.

Natürlich frage ich mich, wie man von dort zu der umgangssprachlichen, negierenden Bezeichung einer Frau im Ruhrdeutsch kommt? Gefunden habe ich nichts, aber ich gehe davon aus, dass wir es einfach, wie so vieles andere auch, leicht abgewandelt aus dem Polnischen übernommen haben. Möglich ist auch die Verbindung zur Satteldecke oder Gardinenleistenabdeckung. Eine Frau, die Kleidung trägt, die mehr einer Satteldecke oder eben einem Überwurf ähnelt, kann man insgesamt womöglich als Schabracke bezeichnen.

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